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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
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dass ihm auch ekstatische Freejazz-
Einlagen („Cortège) nicht fremd
sind; den treibenden Puls und viele
exotische Sounds dazu liefert Key-
can Chemirani.
Auch nach mehrmaligem Hören
entdeckt man in den Stücken im-
mer wieder neue Details und viel-
fältige Bezüge zu Musik verschiede-
ner Epochen und Kulturen. Dass die-
se CD sehr räumlich und natürlich in
den Instrumentenfarben aufgenom-
men wurde, steigert das Hörvergnü-
gen zusätzlich.
Mario Felix Vogt
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
Louis Sclavis Q u a rte t
SILK AND SALT MELODIES
ECM/Universal CD______________ [63]
Seit über
20
Jahren gilt der Fran-
zose Louis Sclavis als eine der be-
deutendsten Stimmen des europä-
ischen Jazz. Dies mit gutem Grund.
Immer wieder gelingt es dem Kla-
rinettisten, eine Musik zu gestal-
ten, die sich nicht krampfhaft be-
müht, afroamerikanischen Vorbil-
dern nachzueifern, sondern ihre Ein-
flüsse gleichermaßen aus der Klas-
sik, dem Jazz und orientalischen Mu-
siktraditionen bezieht.
Für sein aktuelles Album hat er
mit dem Gitarristen Gilles Coro-
nado und dem Pianisten Benjamin
Moussay zwei bewährte musikali-
sche Partner gewählt, die bereits
vor einigen Jahren in seinem „At-
las-Trio“ mitwirkten, und als vierten
Mann zog er den französisch-persi-
schen Perkussionisten Keycan Che-
mirani hinzu, der ein wahrer Meis-
ter an der Zarb ist, der traditionel-
len persischen Holztrommel. Neun
Stücke umfasst „Silk And Salt Me-
lodies“, allesamt aus Sclavis’ Fe-
der, von denen jedes einzelne ei-
nen ganz eigenen Kosmos bildet.
Mal jagen die Musiker im Uniso-
no-Galopp durch die Oktaven („Sel
et soie“), ein andermal findet sich
der Hörer in an Bill Frisell erinnern-
den Klanglandschaften der Gitar-
re wieder, während der ansonsten
sehr melodisch und klangsinnlich
agierende Benjamin Moussay zeigt,
Louis Sclavis
Manu Katché
LIVE IN CONCERT
ACT/Edel CD
(66')
Ausnahme-Drummer Manu Katche
widmet sich bei diesem Live-Quer-
schnitt dem Repertoire der vier Al-
ben, die er für ECM aufnahm. Die
Stücke sind kaum länger als die
Studioversionen, statt um exzessi-
ves Solieren geht es um Dichte und
Farbe, Energie und Zusammenspiel.
In Katches „Orgelquartett“ hat Nils
Petter Molvsr dem Trompeter Luca
Aquino Platz gemacht, der sich mit
Tore Brunberg (Sax) die Themen
teilt, etwa Ohrwürmer wie „Club-
bing“, das an den Standard „Che-
rokee“ erinnert. Ein fünfminütiges
Drum-Solo gönnt sich der Leader,
und allein der Sound seiner Felle
macht süchtig. Das Publikum bringt
er am Ende zum Singen.
klm
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Christian M uthspiel &
Steve Swallow
SIMPLE SONGS
In+Out/In-Akustik CD
(53
')
Ohne Netz und doppelten Boden
sind die von dem Posaunisten Chris-
tian Muthspiel und dem Bassgitar-
risten Steve Swallow vorgetrage-
nen elf Duo-Stücke konzipiert: Vom
feierlichen, wie ein Festzug verlau-
fenden „Pas de deux tranquille“ bis
hin zu „Hymn To Health“ werden ein-
dringliche Klangbilder geboten, die
auf überflüssige musikalische Ver-
zierungen verzichten. Bei aller Ernst-
haftigkeit des wie ein Zyklus aufge-
bauten Konzeptalbums kommt in
dem beschwingten, von Muthspiel
auf der Blockflöte intonierten „Vien-
nese Marketplace“ auch der hin-
tergründige Humor nicht zu kurz.
G
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MUSIK
KLANG
KATHARINA
MASTHMEYER
QUARTET
DUCK ON K t I
FlYINGCOW
I
K atharina Maschm eyer
Q u a rte t
DUCK ON ICE, FLYING COW
Neuklang/Edel CD
(66')
„Die Kuh fliegen lassen“, das will
die
Osnabrücker
Saxofonistin
Katharina Maschmeyer auf ihrem
merkwürdig betitelten dritten Al-
bum, doch ein bisschen scheint
ihr dabei die „Ente auf dem Eis“
im Wege zu stehen. In lauter Origi-
nals spielen Maschmeyer und Band
mit Rock und Funk, verschlunge-
nen Themen und ungeraden Met-
ren, vertrackten Rhythmen und raf-
finierten Klangideen. Die Bandlea-
derin gefällt am Saxofon, insbe-
sondere am Sopran, und das bass-
lose Quartett, in dem der Keyboarder
die Bassparts übernimmt, groovt gar
nicht übel. Die beschworene Kuh aber
will nicht so richtig abheben.
klm
MUSIK
KLANG ★ ★ ★ ★
Jasper van’t Hof, Tony Lakatos
GO WITH THE W IND
Jaro CD
(47
')
Bereits zu Beginn des neuen Jahr-
tausends überraschte Jasper van’t
Hof mit einer auf der Kirchenorgel
des süditalienischen Städtchens
Bonefro
eingespielten
Platte.
Schon damals war diese Aufnah-
me des niederländischen Pianis-
ten eine Besonderheit. Van’t Hofs
aktuelle Orgeleinspielung klingt
noch imponierender. Die majestä-
tischen Klänge, die er der Kirchen-
orgel von Osterwick entlockt, und
die kreativen musikalischen Zwie-
gespräche mit dem Saxofonisten
Tony Lakatos beindrucken sowohl
in der hymnisch zelebrierten Hom-
mage „Toto“ wie auch dem jazzi-
gen „Stoic Dialogue“.
G
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.
MUSIK
KLANG ★ ★ ★
Jerry Leonid*
The Key
ACT/Edel CD
(59')
Der Jazz als universelle Sprache
bringt immer neue Dialekte her-
vor. Pianist Jerry Leonide stammt
aus Mauritius, lebt im Schmelztie-
gel Paris und legt nach Erfolgen in
renommierten Wettbewerben jetzt
sein Debütalbum vor. Den Sound
seines Quintetts prägt eine Front-
line aus Flügelhorn und Sopran, ei-
ne Melodica evoziert französisches
Flair, aber die eingängigen Melo-
dien und leichtfüßigen Rhythmen
sind von der vielfältig gemischten
Volksmusik seiner Heimatinsel im
Indischen Ozean gefärbt („Mauri-
tius“). Mit „The Key“ öffnet Leoni-
de einen Spalt weit die Tür zu einer
Klangwelt, die vom Jazz erst noch
entdeckt sein will.
klm
MUSIK ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
142 STEREO 10/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht